Extremwetterereignisse sind Herausforderungen für Rohrleitungen

Donnerstag, Februar 21, 2019 - 16:45

Thomas Martin, Moderator der Pressekonferenz und Geschäftsführer von Thomas Martin Kommunikation, schlug nach einer herzlichen Begrüßung auf der Pressekonferenz des 33. Oldenburger Rohrleitungsforums in 2019 schnell düsterere Töne an: Laut einer aktuellen Studie bewerten die deutsche Bürger und Bürgerinnen die Folgen des Klimawandels als beängstigender als andere drohende Szenarien wie beispielsweise weltweite Kriegsbedrohungen.

Extreme Wetterbedingungen - etwa Starkregen und Hitzeperioden - häufen sich auch in bundesdeutschen Gefilden. Mit dieser Information im Hinterkopf begann eine informative Präsentations- und Diskussionsrunde.

Das Klimaschutz-Szenario

Prof. Dr. Daniela Jacob, Direktorin des Climate Service Center Germany, GERICS des Helmholtz-Zentrums Geesthacht klärte darüber auf, was auch ein US-amerikanischer Präsident wissen sollte, in seinen Tweets aber häufig das Gegenteil beweist: Das Klima ein Mittel über die Wetterwerte und keine Augenblickaufnahme eines heißen Tages oder einer schneereichen Woche. Heiße Sommer und starke Regenfälle hat es über die Jahrhunderte häufig gegeben und sind nichts, wovor man sich ängstigen muss, jedoch gibt es in Deutschland seit dem Anstieg über 1,01 Grad Celsius seit dem Industriezeitalter nachgewiesenermaßen mehr Wetterextreme.

Ein düsteres Zukunftsbild zeichnet sich auf sollte der Klimaschutz weiterhin nicht ernst genommen werden. In diesem Fall werden sich Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius um den Faktor vier erhöhen. Die guten Nachrichten sind indess, dass sich durch angewandte Klimaschutzmaßnahmen und die Erreichung des viel diskutierten Höchstanstiegs um 1,5 °C dieser Wert deutlich reduzieren lässt auf drei bis vier zusätzliche Hitzetage und damit einhergehende weitere Extreme. Prof.-Dr. Jacob merkte an, dass es keine ökonomischen, soziokulturellen oder technischen Gründe gibt, diese 1,5 °C nicht zu schaffen, lediglich am politischen Willen muss hier angesetzt werden.

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e.V., Geschäftsführer der iro GmbH Oldenburg und Vizepräsident der Jade Hochschule verriet, dass das Dachthema für das Oldenburger Rohrleitungsforum stets bereits im April der Vorjahres angesetzt wird und somit ein Risiko der mangelnden Aktualität besteht - im Rahmen des Klimawandels bestand in diesem Sinne in diesem Jahr ironischerweise kein Grund zur Sorge.

Interdisziplinäre Lösungen für belastete Rohrleitungen

Dipl.-Ing. Ingo Hannemann, Technischer Geschäftsführer der HAMBURG WASSER, berichtete vom vergangenen Rekordsommer in der Hansestadt Hamburg. Im letzten Jahr wurde die stärkste Abgabe im Vergleich der letzten zwei Jahrzehnte gemessen, gleichzeitig war im Januar 2018 der Zulauf in Hamburger Klärwerken auf einem Höchstniveau. Während des Hitzesommers verfügte die Freie und Hansestadt noch über Reserven von fünf bis zehn Prozent, ein länger andauernder Hitzesommer mit Dürreperioden würde Verbraucherinnen und Verbraucher somit zukünftig möglicherweise schwerer treffen.

Apl.-Prof. Dr. Helge Bormann der Jade Hochschule in Wilhelmshaven, Oldenburg und Elsfleth vertrat die Meinung, dass Lösungen für einen versierten Umgang mit Starkregen, Hitzeperioden und den damit einhergehenden geforderten und gefährdeten unterirdischen Rohrleitungen eine Gemeinschaftsaufgabe eines jeden Bürgers, der Kommunen und Städte sein muss.

Auch ein Blick auf die internationale Gemeinschaft und die Maßnahmen anderer Länder sei stets eine vielversprechende Option. Der Meinung, es müssen verschiedene Wege und Herangehensweisen gefunden werden und nicht auf die "eine" Lösung gewartet werden, schloss sich Prof.-Dr. Jacob an: "Wir müssen weg vom sektoralen Denken hin zu einem cross-sektoralem Denken."

HAMBURG WASSER unter der technischen Leitung von Dipl.-Ing. Ingo Hannemann versucht hier wie viele Städte Reparaturen an der unterirdischen Infrastruktur zu vermeiden und lieber auf die Vorbeugung von Schäden zu setzen. Dies geschieht ebenfalls durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Entwässerungsunternehmen, Klimaforschern und Mitarbeitern des Städtebaus. Im Stadtteil Oberbillwerder in Hamburg mit 16.000 Einwohnern wird eine sogenannte Schwammstadt entworfen. Hier wird Regenwasser gezielt gespeichert und versickert. Auch Energiegewinnung aus Abwasser ist in der hanseatischen Stadt ein Thema und wird an zwei Stellen bereits verwirklicht.

Mit derlei Tätigkeitsempfehlungen an der Hand endete die Pressekonferenz des 33. Oldenburger Rohrleitungsforums mit einem versöhnlichen und optimistischeren Blick in die Zukunft.

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